Rezension und  Empfehlung

 Sandseele

 Roman von Wolf Gregis

www.wolf-greigis.de

 

Wer mit offenem Geist und Herz in ein Kampfgebiet geht, läuft Gefahr, zerrissen zu werden. Von nicht sichtbarer Munition. Wie Fragen nach den Gründen eines Krieges oder nach der Lebensphilosophie. Der Eigenen und der des Gegners. Fragen nach der Wahrheit hinter dem Auftrag. Wie viel Wahrheit darf man von einem Krieg erwarten? Wer entscheidet, welche Art und Weise des Lebens verteidigt werden muss?

 

Der Autor Wolf Gregis erzählt mit seiner eigenen Erfahrung vom Einsatz des Oberleutnants Martin Küfer in Afghanistan. Mit vielen eindringlichen Sequenzen über Soldatentum, Kameradschaft, Kriegführung, aber auch über Lebensweisen der westlichen Welt und der eines Volkes in einem von der Natur bestimmten Land, das unseren modernen Entwicklungen nicht standhält. Der Protagonist steht zwischen dem „Verstehen wollen“ der Andersartigkeit und das „Warum können wir hier nichts verändern?“. Er muss Entscheidungen treffen, die Leben beeinflussen werden, die Hoffnung schenken sollen. „Trefferblitz!“ (Autorenwortschatz).

 

Jedes angenehme und unangenehme Gefühl habe ich so intensiv und echt nachempfunden, weil die Sprache Bilder nicht nur eines Landes, sondern soldatischen Seins in einer uns fremden Welt offenbaren. Er hält gekonnt die Waage zwischen Kriegsgeschehen, Landschafts-eindrücken und menschlichen Verhaltensweisen. Er setzt Maßstäbe in diesem Literaturgenre.

 

Soldaten sind die Kameraden, die den Zusammenhalt brauchen und sich dafür oft selbst zerstören lassen. Der Entschluss, Soldat zu sein, ist freiwillig. Der Einsatz jedoch wird befohlen, Soldatenehre im Auftrag des Volkes bzw. der Regierung eines Landes. Nur Söldner verkaufen ihr Leben.

 

Im Roman werden Gegensätze deutlich. Ja, ich bin Krieger, ich bin Soldat. Ich kämpfe, weil ich es will. Ich nehme Befehle entgegen, ohne Pathos. Aber auch - ich befinde mich in Feindesland. Stärkste Motivation - sich gegenseitig schützen, unversehrt heimkommen. Komme ich in eine Heimat zurück, gleich, wer oder was ich geworden bin? Wie viel Menschlichkeit kann sich eine Armee leisten?

 

In manchen Absätzen springen die Gedanken zwischen den Sätzen hin und her. Man spürt die Zerrissenheit. Der Widerspruch wird da offensichtlich, wo die Kämpfe ausgetragen werden. Verteidige ich mein Land, meine Familie oder bekämpfe ich den Feind in dessen Reich? Vielleicht noch gegen meine Überzeugung. Aus Motiven erwächst die soldatische Überzeugungsstärke. Nur daraus ergibt sich ein Grund, Verletzungen oder den Tod in Kauf zu nehmen.

 

Meine Empfehlung: Nehmt euch die Zeit, mit Martin Küfer die einschneidendsten Monate seines Lebens rückblickend zu durchleben. Es ist ein Versuch der Aufklärung. Ein Werben für Verständnis zwischen Völkern, Soldaten, Veteranen und Zivilisten. Denn wir sind alle Menschen.